Samstag, 30. August 2008

Kafka hilft immer

Immer wenn mich das deutschsein zu sehr umtreibt, lese ich Kafka.
Dann hat man die Gewissheit: wenigstens lässt sich dies alles in Kunst verwanden.
Dies hier ist mein zweitliebster Kafka-Text: Vorm Schloss und Der Prozess in drei Minuten, soviel Kafka sollte jeder kennen. Silencer, das ist für Dich.

Vor dem Gesetz

Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, daß er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. »Es ist möglich«, sagt der Türhüter, »jetzt aber nicht.« Da das Tor zum Gesetz offensteht wie immer und der Türhüter beiseite tritt, bückt sich der Mann, um durch das Tor in das Innere zu sehn. Als der Türhüter das merkt, lacht er und sagt: »Wenn es dich so lockt, versuche es doch, trotz meines Verbotes hineinzugehn. Merke aber: Ich bin mächtig. Und ich bin nur der unterste Türhüter. Von Saal zu Saal stehn aber Türhüter, einer mächtiger als der andere. Schon den Anblick des dritten kann nicht einmal ich mehr ertragen.« Solche Schwierigkeiten hat der Mann vom Lande nicht erwartet; das Gesetz soll doch jedem und immer zugänglich sein, denkt er, aber als er jetzt den Türhüter in seinem Pelzmantel genauer ansieht, seine große Spitznase, den langen, dünnen, schwarzen tatarischen Bart, entschließt er sich, doch lieber zu warten, bis er die Erlaubnis zum Eintritt bekommt. Der Türhüter gibt ihm einen Schemel und läßt ihn seitwärts von der Tür sich niedersetzen. Dort sitzt er Tage und Jahre. Er macht viele Versuche, eingelassen zu werden, und ermüdet den Türhüter durch seine Bitten. Der Türhüter stellt öfters kleine Verhöre mit ihm an, fragt ihn über seine Heimat aus und nach vielem andern, es sind aber teilnahmslose Fragen, wie sie große Herren stellen, und zum Schlusse sagt er ihm immer wieder, daß er ihn noch nicht einlassen könne. Der Mann, der sich für seine Reise mit vielem ausgerüstet hat, verwendet alles, und sei es noch so wertvoll, um den Türhüter zu bestechen. Dieser nimmt zwar alles an, aber sagt dabei: »Ich nehme es nur an, damit du nicht glaubst, etwas versäumt zu haben.« Während der vielen Jahre beobachtet der Mann den Türhüter fast ununterbrochen. Er vergißt die andern Türhüter, und dieser erste scheint ihm das einzige Hindernis für den Eintritt in das Gesetz. Er verflucht den unglücklichen Zufall, in den ersten Jahren rücksichtslos und laut, später, als er alt wird, brummt er nur noch vor sich hin. Er wird kindisch, und, da er in dem jahrelangen Studium des Türhüters auch die Flöhe in seinem Pelzkragen erkannt hat, bittet er auch die Flöhe, ihm zu helfen und den Türhüter umzustimmen. Schließlich wird sein Augenlicht schwach, und er weiß nicht, ob es um ihn wirklich dunkler wird, oder ob ihn nur seine Augen täuschen. Wohl aber erkennt er jetzt im Dunkel einen Glanz, der unverlöschlich aus der Türe des Gesetzes bricht. Nun lebt er nicht mehr lange. Vor seinem Tode sammeln sich in seinem Kopfe alle Erfahrungen der ganzen Zeit zu einer Frage, die er bisher an den Türhüter noch nicht gestellt hat. Er winkt ihm zu, da er seinen erstartenden Körper nicht mehr aufrichten kann Der Türhüter muß sich tief zu ihm hinunterneigen, denn der Größenunterschied hat sich sehr zuungunsten des Mannes verändert. »Was willst du denn jetzt noch wissen?« fragt der Türhüter, »du bist unersättlich.« »Alle streben doch nach dem Gesetz«, sagt der Mann, »wieso kommt es, daß in den vielen Jahren niemand außer mir Einlaß verlangt hat?« Der Türhüter erkennt, daß der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: »Hier konnte niemand sonst Einlaß erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.«

Mittwoch, 27. August 2008

Donnerstag, 21. August 2008

Scheisse, und ich kann mich noch nicht einmal umbringen.

Nein, ich möchte nicht Jack Nicholson sein.

Erst stänkert er rum warum ihn keiner für die Rolle des Joker wiederbesetzen wollte.
Dann muss er mit ansehen, wie Heith Ledger eine von Nicholsons - nach eigener Auffassung - "Paraderollen" - nun - vaporisiert.
In Nichts auflöst.
Der ewigen Lächerlichkeit Preis gibt.
Es wird nur noch einen Joker geben, und das ist Ledger


- und dann war da noch irgendein alternder Star, der Zirkus gemacht hat.


All das wird Jack ziemlich deprimieren.
Und das Schlimmste: er kann jetzt noch nicht einmal - wie es seine Ehre ihm gebietet - den Freitod wählen. Auch diesen Weg hat Ledger ihm abgeschnitten.
So wird Jack und Tag um Tag um Tag mit dieser Schande leben müssen, bis er irgendwann dahinsiecht.

Nein, ich möchte nicht Jack Nicholson sein.

Dienstag, 19. August 2008

Mensch 2.0 beim Essen

Fälschlicherweise wird diesem Blog unterstellt, sich lediglich auf technische Fragestellungen zu beschränken.
Weit gefehlt!
Vielmehr muss es einem aufstrebenden Mensch 2.0 um das gleichzeitige Weiterentwickeln von Technik, Leib und Geist gehen.
Das schließt ziemlich offensichtlich das Essen mit ein, bisher in Blogs sträflich vernachlässigt - vielleicht weil die Rezepte in der Vanity Fair alle nichts taugen?
Wie dem auch sei, meine beste Ehefrau von allen hat als diesjähriges Überraschungsziel unseres Hochzeiturlaubs die schöne Stadt Dresden erwählt. Dort habe wir in der eigentlich stark touristisch geprägten Münzgasse Halt gemacht, genauer im "Applaus":


Größere Kartenansicht

Dort gab es drei Überraschungen:
- eine flotte und kompetente Bedienung "noch ein kleines Bierchen?"
- zivile Preise für die Lage (Wiener Schnitzel für 8 €)
- eine echte Delikatesse, die leider meine Frau bestellt hat und nicht ich (Schnitzel).

Der Koch wollte nicht das Rezept rausrücken, aber da hat er die Rechnung ohne die Feinsensorik eines Mensch 2-0 gemacht. Hier also das Rezept, erfolgreich von mir nachgekocht:

Grundrezept: Bandnudeln in Ahorn-Limetten Sauce (ca. 3 Personen)
Man brät in einer großen (28 cm) beschichteten Pfanne ca. 350 g klein geschnittene Hühnerbrust scharf an, mit 2 EL Öl. Nach "asiatischer Art" hebt man das Bratgut aus der Pfanne wenn es rundum Farbe angenommen hat, und löscht den verbleibende Bratensud mit 300ml süßer und 200ml saurer Sahne ab. In die Pfanne lässt man 6EL Ahornsirup fließen, dazu den Saft von 3-4 Limetten. Das Ganze KRÄFTIG mit Salz und Pfeffer abschmecken, Das Fleisch dazugeben und noch einmal ein paar Minuten auf kleiner Flamme mitziehen lassen.
Dazu Bandnudeln.

Erweitertes Rezept: Bandnudeln in Ahorn-Limetten Sauce an grünem Pfeffer und Preisselbeeren
Da ein Mensch 2.0 sich nicht damit begnügen darf, Dinge einfach nachzumachen, sondern sie VERBESSERN soll, habe ich das Grundrezept gleich um ein paar Haken erweitert:
- mit dem Fleisch werden ca. 40 eingelegte grüne Pfefferkörner mit angebraten

- in die Sahnesauce kommen frische Preiselbeeren (ca. 100 g)
- kurz vor Schuss werden noch einige zerzupfte Blätter glatter Petersile untergehoben
- ein winziger Schuss Senf (1/2 Teelöffel) kommt noch in die Sauce

und das ging dann noch mal RICHTIG nach Vorne, wie hier auf dem Bild zu sehen:


Variationen
Einiges kann man bestimmt variieren:
- andere Fleischsorten
- Kochschinken anstatt Fleisch
- statt (teurem) Ahornsirup normalen "Pancake" Sirup
- Preiselbeermarmelade anstatt frischer

Ich wünsche allen LeserInnen guten Appetit, es lebe der Fortschritt.