Samstag, 15. November 2008

Wiedergefundene Lieder

Silencer berichtet eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack: er hat ein Lied, nach dem er jahrelang gesucht hat, endlich wiedergefunden.

So eine Geschichte habe ich auch. Sie ist etwas länger, aber das Lesen lohn sich aus drei Gründen: man lernt nützliches Partywissen, erfährt was es mit der pathetischen Unterzeile dieses Blogs auf sich hat und menschzweinull macht sich zum Horst.

Alles begann mit einer AMIGA Messe in Köln, wohl so um 1988. Der "AMIGA", würde ich mal sagen, war im Vergleich zum Konkurrenzprodukt "ATARI ST" so etwas wie der MAC gegen Windows. Alles war bunter, hübscher, auf jeden Fall cooler, nicht so "vernünftig". Da enden aber auch die Gemeinsamkeiten: das Betriebssystem war in etwa so stabil wie ein ungepatchtes Windows 98.

Wie auch immer, Jährlich pilgerte man nach Köln um sich dort die neuesten Mods, Erweiterungen und Software-Knüller anzuschauen. Ich etwa habe dort den weltweit ersten digitalen 8-Spur-Audio Soundmixer erstanden (obwohl der AMIGA nur vier Spuren konnte, der ATARI eine, hihi), direkt beim Programmierer, hach damals.

Auf jeden Fall schlenderte man so durch die Halle, und plötzlich war da diese Melodie. Hörte sich an wie direkt aus Forschung und Technik entsprungen, und meine erste Vermutung war entsprechend "Jean-Michel Jarre". Eine lange Melodie war das, tief in Moll, einfaches Grundmuster aber hübsche Haken und Ösen. Eine Weltklasse-Melodie.

Ich tiegerte immer wieder um den Stand herum auf dem sie in Endlosschleife lief, aufgrund meiner damals noch stark ausgeprägten Schüchternheit unfähig einfach zu fragen was das sei. In den nächsten Tagen, Wochen, Monaten und Jahren versuchte ich herauszufinden was das war und von wem. Ich habe die Melodie bestimmt 50 Personen vorgesummt, niemand konnte (oder wollte) helfen.

Zwei Jahre später: ich sitze mit meinem Freund "Stiens" in dessen Wohnung. Stiens war für sein alter erschreckend cool, hatte als Schüler schon eine eigene Wohnung. Er zieht sich zum ersten Mal eine Blubber rein, das schockiert mich nachhaltig. Ebenso der Film den wir danach sehen: "Blade Runner" von Ridley Scott. Wahrlich kein Leichtgewicht, da werden die relevanten Themen verhandelt: woher komme ich, wohin gehe ich, wieviel Zeit bleibt mir. Dazu die ewige Frage was Menschsein ausmacht, was ist moralischer Fortschritt und so weiter und so fort. Ein durch und durch menschzweinulliger Film sozusagen.

Und kurz nach der wunderschönen Dialogzeile "aber all diese Momente werden vergehen in der Zeit wie Tränen im Regen" erklang sie dann im Abspann: DIE MELODIE.



Das ist dann schon einer dieser Tage: der beste Freund auf Drogen, Ein Film der den philosophischen Blick um zwei Jahre erweitert, und dann noch dieses tolle Lied gefunden.

Das Motiv stammt also von Vangelis, der viele Jahre später zweifelhaften Ruhm erst mit "Chariots of fire" und dann dem Maske-Song "Conquest of paradise" erlangte.
Was wenige wissen (Party!): Vangelis war Sänger in der Drogen-Kapelle "Aphrodite's Child", die einen der besten Drogen-Songs aller Zeiten aufgenommen haben: "the four horsemen" auf der Platte "666", MUSS man kennen:



Und ja, jetzt mach ich mich auch noch zum Horst: mit meinem schicken 8-Spur Rekorder habe ich eine Kirmestechno-Version des Vangelis-Motivs eingespielt, wird so 1992 gewesen sein. Daraus gibt es jetzt hier die letzten 2 Minuten, auch gar nicht soooo schlecht.

1 Kommentar:

  1. Ach, Mensch 2.0... Jean-Michel Jarre, nicht Jean-Michelle. Der Arme ist auch im zweiten Vornamen nicht weiblich.

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