Montag, 29. September 2008

Gestrandet

Heute hat jemand ein Paket vor der Tür liegenlassen, geklingelt und sich unversehens aus dem Staub gemacht. Sonderbare Sitten sind das. In aus dem Paket schaut mich das Wiesel aus seinen kleinen Knopfaugen an, der Blick scheint leer zu sein.
Sieht etwas ramponiert aus, hat wohl einiges mitgemacht in letzter Zeit.



Dazu ein paar dürre Zeilen Text:
"R.F.F. sagt: Ich werfe keine Bomben, ich mache Filme!
Ich traue ihm nicht.
Hilf dem Wiesel!
N."
Um den Schwanz trägt es eine art Bandage - aber das schau ich mir erst morgen genauer an, ich lasse es jetzt lieber mal allein.
Ist ja schon spät.

Dienstag, 23. September 2008

Worüber wir weinen

Ich habe mich in letzter Zeit einigermaßen ernsthaft mit der Frage auseinander gesetzt, worüber wir Menschen eigentlich weinen. Exakter: medial induziertes Weinen.

Definition

Unter medial induziertem Weinen verstehe ich eine unmittelbare, affektive Reaktion auf ein beliebiges, medial vermitteltes Kunstwerk. Diese affektive Reaktion muss sich nicht zwangsläufig in Tränenfluten ausdrücken, auch der sprichwörtliche „Klos im Hals“ oder allgemein ein schweres, melancholisches Gefühl würde ich hierunter subsumieren. Es dürfen sich also auch Männer angesprochen fühlen die nicht so nah am Wasser gebaut sind wie ich.

Der Begriff „Medium“ ist weit gefasst und reicht vom Film über das Theater bis zur Fotografie.

Worüber weinen wir eher?

Zunächst fällt auf, das unterschiedliche Medien ein unterschiedlich starkes „Potential“ mitzubringen scheinen, was die Frequenz und Stärke medial induziertem Weinens betrifft. Hier der - zugegebenermaßen streng subjektive - Versuch der Bildung einer Ordinalrangfolge:

  1. Film (vermutlich aufgrund des medialen Reichtums, also die Kombination von Bild, Ton, Text, Bewegung)
  2. Literatur (vermutlich aufgrund der autonomen Rezeptionssituation und die hohe individuelle Projektionsfläche, s.u.)
  3. Musik
  4. Hörspiele
  5. Bildende Kunst
  6. Fotografie
  7. Theater

Die Plätze 4-7 sind sicher zu diskutieren. Fest steht: ich habe weder über ein Foto, noch über ein Bild und schon gar nicht Theaterstück geweint. Dennoch bieten auch diese Medienformen ein Potential für elende Gemütszustände.

Warum weinen wir?
Hier wird die Sache interessant. Warum fällt es uns vergleichsweise leicht, über den Tod des armen Wolfes in „wer mit dem Wolf tanzt“ zu weinen, während uns das Hingemetzel von Dutzenden unschuldigen Menschen in einem Horrorfilm vielleicht schockiert, jedoch nicht traurig stimmt?

Hier hilft, wie m.E. bei so ziemlich jeder anderen medienwissenschaftlichen Fragestellung, zunächst einmal ein Mittel: schonungslose Introspektion. Im Folgenden daher ein exhibitionistischer Exkurs über alles worüber der menschzweinull so weint in der Hoffnung, Muster und Gesetzmäßigkeiten freizulegen.

Tiere
Ja, auch ich habe beim Wolf geweint. Und bei Balu. Und überhaupt bei so fast allen Szenen in denen Tieren großes Unglück widerfährt, bevorzugt durch (böse) Menschen verursacht. In der Theorie des Humors gibt es die Fragestellung: können Tiere lustig sein? Antwort: ja, wenn sie vermenschlicht werden. Ich vermute das Ähnliches für Tiere gilt über die wir weinen: der Tod des Wolfes ist vor allem deshalb traurig, weile es der einzige, letzte Freund unseres Helden war. Dieses Motiv des „edlen Wilden“ in Analogie zu den Indianern bei Karl May scheint mir recht augenfällig.

Wehrlose
Dicht angegliedert an die Tiere sind die Wehrlosen. Oft durchmischen sich diese beiden Kategorien. Wehrlosen geschieht ebenfalls großes Unrecht, und sie können sich nicht wehren, weil sie alt, behindert, sonstwie beeinträchtigt sind. Ein schönes Beispiel ist hier „The Straight Story“ von David Lynch: der Film von dem Opa auf dem Rasenmäher.
Hier greift m.E. eine sehr edle menschliche Eigenschaft: Empathie. Wir wollen Wehrlosen helfen, in der weniger optimistischen Lesart aus der Hoffnung heraus das uns, sollten wir einmal wehrlos werden, auch geholfen wird.

Einsamkeit
Eine Filmszene bei der ich immer wieder und auf Knopfdruck Rotz und Wasser heule, ist die Endsequenz von „Edward mit den Scherenhänden“. Wenn Edward, nicht alternd, hoch auf dem Schloss seine Eisfiguren schnitzt, und die abgeschnittenen Eissplitter in die Stadt hinunterfliegen, um sich dort als Schneeflocken am Fenster seiner einzigen großen Liebe zu sammeln, die, mittlerweile schon um die 60, die ganze Geschichte ihrer unerfüllten Liebe erzählt, finde ich das die traurigste Umsetzung von Einsamkeit die ich mir vorstellen kann. Sind wir nicht alle ein wenig Edward - nie wirklich von der Gesellschaft und selbst den Freunde verstanden, zu guter letzt ganz allein auf diesem Felsklumpen namens Erde, der durch das ziemlich große Weltall taumelt.

Identifikatorisches Weinen
Jede(r) erlebt traurige Momente im Leben. Diese speichern wir als Erinnerungsmuster im Gehirn. Ähnlich wie bei einem deja vu oder der spontanen Erinnerung, die etwa eine Melodie oder ein Duft auslösen kann, können diese traurigen Erinnerungsmuster über Medien abgerufen werden. Passiert den Protagonisten ein ähnliches Schicksal wie uns selbst oder Freunden von uns, werden die teilweise schon verarbeiteten Trauermuster reaktiviert, man erlebt die Trauer aufs neue.

Verlustangst
Die offensichtlichste Verlustangst ist der Tod. Da wir aber das vage Gefühl haben, das es für uns selbst nach dem Tod ziemlich egal ist, projezieren wir Verlustängste lieber auf andere Personen. Wenn also jemand medial stirbt, kann dies aus zwei Gründen traurig sein: entweder die Person starb „zu früh“, nicht zum richtigen Zeitpunkt. Der falsche Zeitpunkt lässt sich hier fast rekursiv aus den anderen Abschnitten dieses Kapitels zusammenbauen: a) er starb einsam, b) hatte noch nicht seine Wünsche verwirklicht c) war wehrlos und so fort. Im Prinzip weinen wir dann über die anderen Gründe, der Tod setzt dem lediglich einen zusätzlichen, endgültigen Stempel auf. Komplizierter wird es, wenn wir über einen Tod weinen weil man uns als Rezipient allein lässt. Da hatten wir endlich eine (Kunst)Person die uns verstand, die war wie wir (gern sein wollen), und jetzt ist sie weg. Und wir - wieder allein. Hier weinen wir - wie fast immer wie sich unten zeigen wird - in erster Linie über uns.

Unerfüllte Wünsche
Jeder Mensch hat Ziele, (Tag)Träume, Hoffnungen. Das Leben setzt diesen Träumen nur allzu sichtbar Grenzen. Hieraus entsteht zwangsläufig mindestens ein Grundmaß an Frustration, in manchen Bereichen auch Depression. Dieses Potential kann medial aus zwei Richtungen aktiviert werden: zum einen indem die eigenen Träume in der medialen Version sichtbar zerschlagen werden. Hier bestätigt sich die Ahnung: mir wird es nicht anders ergehen. Gutes Beispiel ist hier das Ende von Titanic. und ich rede nicht davon wie Leonardo ertrinkt - das fand ich nie richtig traurig. Zum Heulen finde ich die allerletzte Szene, wenn die entfesselte Kamera an dem Wrack entlanggleitet, und sich vor unseren Augen alles in die für immer zertörte „heile Welt“ zurückverwandelt. Ganz, ganz schlimme Szene. Fast noch schlimmer aber die zweite Variante: die eigenen, verborgen gehaltenen Träume gehen im Medium in Erfüllung. Jetzt packt uns die nackte Verzweiflung - es GEHT doch, warum werden wir es nur nie schaffen. Bestes Beispiel hierfür sind Hochzeitsszenen. Mr. und Mrs. Right finden nach all den Wirrungen endlich zueinander - machen sich die elaboriertesten, romantischsten Liebesschwüre - warum war es bei uns immer alles so nüchtern.

Affektives Weinen
Fast alle obigen Bereiche beziehen sich auf Kunstformen, die eine Geschichte erzählen. Dies ist etwa in der Musik nur bedingt bis gar nicht der Fall. Dennoch ergreift uns das Finale von Schwanensee (vielleicht die kompositorisch perfekteste Umsetzung von „unerfüllte Wünsche“ überhaupt), und ich brauche absolut nicht auf den Text zu achten um „Shoreline“ erschütternd traurig zu finden. Musiktheoretisch gibt es wenige Anhaltspunkte: das Moll „trauriger“ als Dur klingt ist offensichtlich. Auch in der Phrasierung einer Stimme kann man problemlos Trauer und Verzweiflung verorten.
Doch sind es zumeist nicht diese Lieder, die bei uns auch nach Jahren noch Verzweiflung hervorrufen. Daher zwei ungeschützte Arbeitsthesen zum Thema Trauer und Musik:

Ankerthese: im Sinne eines psychologischen Ankers assoziieren wir traurige Stimmungen mit Musik, die wir zu dem jeweiligen Zeitpunkt gehört haben. Dies kann entweder bewusst oder unbewusst passiert sein: unbewusst bedeutet: wir waren traurig, der Song lief im Radio, wir haben ihn aufgegriffen, selbst immer wieder aufgelegt, und werden auf ewig an die traurige Stimmung erinnert. Bewusst meint: wir haben den Anker selbst ausgeworfen, aus einem Pool an „traurigen Liedern“, die wir uns gewissermaßen für solche Ernstfälle aufsparen. Es geht mir schlecht, und als masochistischen Akt lege ich das neue Album auf, wo doch hinten so ein trauriges Lied kam. Das wird jetzt passen. Das ist schon ein sehr rationaler Umgang mit Trauer, bei mir vermutlich so geschehen mit „Shoreline“ oder jüngst dem unfassbaren „The ascent of Stan“ von Ben Folds. Hier haben wir also gewissermaßen eine Umkehrung des „das ist unser Lied“ Motivs von Liebespärchen, das ja allzu oft auch eine sehr erzwungene Wahl ist (nicht so zum Glück bei meiner besten Ehefrau von allen und mir - „Waltz #2“ von Elliott Smith (auch schon tot - Selbstmord!) ist eine affektive Wahl die uns erst mal ein Paar nachmachen soll!). Wenn jemand auf der Suche ist: ich habe eine Liste von untadeligen Ankersongs, die man schön von oben nach unten abarbeiten kann.

Tropfenthese: Trauer und Verzweiflung entstehen nicht immer spontan und direkt, sondern bauen sich oft über einen längeren Zeitraum hin auf - ohne das man es bewusst wahrnimmt. Wenn dann ein medialer Schlüsselreiz einsetzt, bricht sich plötzlich alles Bahn weil der (mediale) Tropfen gefallen ist der das Fass zum Überlaufen bringt - ohne das man genau sagen könnte was eigentlich so traurig ist, das auslösende Lied vermutlich selbst auch nicht. So geschehen als ich zum ersten Mal „Frozen“ von Madonna gehört habe: ich musste mit dem Auto an den Straßenrand fahren, weil ich einem Nervenzusammenbruch nahe war. Bis heute weiss ich nicht genau was da los war, denn sooo traurig ist das Lied ja nun auch nicht.

In Anbetracht von a) und b) kann man leicht ableiten, das der „instant-cry“ Test als Humbug enttarnt werden muss. (Fast) unabhängig von der musikalischen Qualität eines Liedes können sich a) und b) entfalten. Wobei ich jedoch glaube, das manche Stücke prädestinierter sind Fässer zum Überlaufen zu bringen als andere, und das dies etwas mit dem „Geheimnis der Akkordhilfe“ zu tun hat. Dieses wird jedoch erst in einem späteren Eintrag enthüllt werden.

Heroisches Weinen
Interessanterweise weinen Menschen auch vor Glück, und noch häufiger: vor Überwältigung. Bei Filmen erwischt es mich hier oft, auch bei Musik. Bücher und andere Medien haben es da schwerer. Ein einfaches Beispiel für heroisches Weinen ist die Szene in „Die Rückkehr des Königs (HDR3), wenn die Leuchtfeuer entfacht werden: Tolle Kulisse, blödsinnige Handlung, unfassbare Musik, Tränenströme.

Tiefenpsychologisches Weinen
Menschen haben Themen und Motive die sie traurig machen, ohne das man auch nur einen Anhaltspunkt hätte warum eigentlich. Bei mir sind dies spielende Kinder, und noch schlimmer: Spielzeug. Spielzeug macht mich traurig, keine Ahnung warum. Irgendwelche Psychologen anwesend? Interessanterweise tritt dieser Effekt bei mir medial vermittelt schwächer auf als real: er wird gewissermaßen medial gedämpft.

Traurige Bilder
Kann man über ein Gemälde weinen? Über eine Fotografie? Schwierig. So sehr ich Fotografie als eigenständige Kunstform schätze: sie kann mich nicht traurig machen. Viele Bilder von Nachtwey verstören mich, machen mich aber nicht traurig. Bei gemalten Bildern gelingt das eher: viele Gemälde von Caspar David Friedrich werden als traurig empfunden. Für mich persönlich ist „christinas world“ von Andrew Wyeth das erschütterndste Bild. Es gibt nicht wenige Menschen, die dieses Bild als „idyllisch“ und „friedlich“ empfinden. Vor solchen Menschen muss man sich fernhalten, die haben keine Ahnung vom Leben. Zu den Interpretationsebenen dieses Bildes könnte man einen eigenen Eintrag aufmachen, wenn einem nicht das allwissende Internet schon alles verraten würde.

Fazit
Aus den bisherigen Ausführungen lassen sich einige interessante Rückschlüsse ziehen:
Theater ist eine inferiore Kunstform. Niemand weint dort. Im übrigen bin ich der Auffassung, das das Theater zerstört gehört.
Wenn wir medial induziert weinen, weinen wir in den allermeisten Fällen über uns selbst. Fast alle oben genannten Punkte lassen sich auf diese wenig schmeichelhafte Formel zurückführen: Selbstmitleid. Auch Empathie ist, nach gängiger Auffassung, nur egozentrisches, vorausschauendes und berechnendes Handeln.

Das ist eigentlich ganz schön traurig.

Auf jeden Fall folgert aus 2: medial induziertes Weinen ist individuell. Es gibt offenbar Themen die universeller greifen - fast jeder weint über den Wolf. Aber letztlich muss jeder die Trauer mit sich selbst ausmachen.

Um dem ein menschzweinullgerechtes Konzept entgegenzusetzen, baue ich hier etwas auf, wo jede(r) seine ganz individuelle, mediale Heulerfahrung aufschreiben kann:

Die virtuelle Klagemauer

einfach Taschentücher zücken, in die melancholischen Abgründe der Seele eintauchen und die Entdeckungen hier als Kommentar posten.

Samstag, 20. September 2008

Sozialarbeit 2.0 - Ghetto Queens

Heute ist ein guter Tag.

Die beste Partei Deutschlands hat heute in einer mittelgroßen deutschen Arbeiterstadt ein (End)Sommerfest gefeiert. Dies tat sie, ganz bewusst, im sozial schwächsten Stadtteil - nennen wir es das Ghetto.

Ich, seit vier Wochen mit einer 50mm F1.8 Portraitlinse gesegnet, hatte nun einen narzisstischen Plan: die Kunst in das Ghetto bringen. Also ein pompöses A0 Plakat gestaltet: "Das beste Portrait Ihres Lebens, nur hier und heute für 1€ auf CD".

So lief das natürlich nicht. Der € wurde schnell abgeschafft, und "Portrait" kannte keiner.

Aber: es passierte etwas anderes, ziemlich wunderbares. Ich würde es als Prozess des "Erwachens" bezeichnen. Die Hauptzielgruppe waren Mädchen zwischen 8 und 12 Jahren. Die wollten teils gar nicht, teils nur in Rudeln vor die Kamera. Dem habe ich mit meiner gewohnt instruktiven Art entgegengesetzt "Ruhe jetzt, setzen."
Wirklich berückend war die Reaktion der Mädchen auf die fertigen Bilder, von mir bewusst etwas "knalliger" entwickelt (auf die Bilder klicken um zu größeren Ansichten zu kommen):















"das - bin - ICH."

Da stand kein Fragezeichen.
Kein triumphierendes Ausrufezeichen.

Vielmehr stand da - vielleicht und vermutlich erstmals in ihrem jungen Leben - die Erfahrung, dass äußeres und inneres Selbstbild in Deckung gebracht werden können.
Die umstehenden, vorher feixenden Jungen verstummten.
Gerade sie werden mit etwas anderen Gedanken nach Hause gegangen sein.

Ich bin mir - wieder ganz narzisstisch - ziemlich sicher, das diese Bilder das Selbstbild und Selbstwertgefühl dieser Ghetto-Kids für die nächsten Jahren verändert haben. Dies werden die Bilder sein, die sie ihren ersten Freunden schenken. Und sie haben gesehen, dass hinter Illustrierten-Fotografie nur eine 80 € Linse, mittelmäßiges Talent und etwas Software stecken. Schönheit gibt es überall.

Die Frage die ich mir nun stelle: sollte man hieraus nicht eine Bewegung machen. Einigermaßen talentierte Fotografen - und davon gibt es allein auf Flickr Hunderttausende - gehen als aktive Sozialarbeiter in die Ghettos ihrer Städte, mindestens einmal im Jahr, und schenken den Jungen und Mädchen dort etwas, auf das diese - vielleicht ihr Leben lang - keinen Zugriff haben (was nicht die Tatsache verneint das es auch in Ghettos brillante Fotografen gibt - ich habe etwa auf Cuba einen 18jährigen kennengelernt dessen Talent mich erschüttert hat). Der Aufwand ist absurd gering, der Mehrwert im Vergleich zu anderen Aktionen vermutlich immens. Auch Rap begann als Selbstwert-Definition.

Natürlich müsste noch der Diskurs geführt werden, ob man nun gerade Glamour-Style als Idealbild transportieren will, siehe hierzu diverse Kommentare zu Schönheitsidealen bei Wicked Bitch.
Aber, das wurde mir heute nachhaltig klar: auf jeden Fall ist das etwas das einfach FUNKTIONIERT.

Heute ist ein guter Tag.

Donnerstag, 18. September 2008

Es geht doch

Uniwave, wenngleich auch kommentartechnisch derzeit nicht ganz auf der Höhe, hat die Sinnlosigkeit seiner RSS-Zerstümmelung erkannt und ist in das Lager der fullfeed-Gerechten zurückgekehrt.
Und, dafür ist man Katholik, dort nehmen wir ihn mit großem virtuellen *hug* freudig auf. Schwarze Schaafe sind uns immer die liebste.

Was würden wir auch Herrn Silencer, unser aller Gravitationszentrum gern dort sehen - aber noch bleibt er bockig, geht ihm der schnelle schmutzige Ruhm über das Allgemeinwohl. Bedenke er immer: Mit großer Macht kommt große Verantwortung!

Mittwoch, 17. September 2008

Kennen sie "Digitales Schweigen"?

In Skype zu chatten bringt als Kommunkationsform einige sonderbare Eigenarten mit sich. Zunächst einmal - das richtige Plugin vorausgesetzt - erfährt man mehr aus dem regen Leben seines Freundeskreises als einem lieb sein kann:


Aber auch davon abgesehen gibt es ein relevanteres und faszinierendes neues Phänomen, das so in der Realität keine Entsprechung hat: Digitales Schweigen.

Man tippt also irgendeinen Text an den Kommunikationspartner - und dann passiert: nichts. Lange Zeit nichts.
Dies kann nun ganz unterschiedliche Ursachen haben, vom Bedeutsamen zum Profanen.

1) Habe ich dem Anderen auf den Schlips getreten? Ist Ironie nicht angekommen? Wurden ungeschriebene Grenzen verletzt?

2) Oder aber: chattet er gerade noch mit vier anderen (durchaus üblich), und kommt einfach nur zu nichts? Sind dann die anderen Chatpartner wichtiger als ich?

3) Oder geht er sich gerade einen Kaffee hohlen? Wenn ja: VOR oder NACHDEM er meinen Text gelesen hat?

4) Oder langweilt sich der andere schlicht, hält den Text für nicht ernsthaft beantwortungswürdig und surft statt zu antworten sonst wo rum?

Die Konsequenzen sind grundverschieden für das weitere Kommunikationsverhalten, und es gibt nur wenige Anhaltspunkte auf welcher der vier Ebenen man sich nun bewegt.

Wenn Uma Thurman in Pulp Fiction ihre Ausführungen zu dem "Unbehaglichen Schweigen" macht, ist das a) eine der besten Dialogkinopassagen der letzten Jahrzehnte und b) Sex pur. Sie definiert hier eine zumindest für mich absolut stilbildende Form der sexuell aufgeladenen Direktheit, der unbedingte Wille auch im direkten Dialog dahin zu gehen wo es weh tut.

Durch die Kontextualisierung der Szene ist ihre Kommunkationsstrategie ganz eindeutig (oder nur von ohnehin Lahmen und Fußkranken nicht zu dechiffrieren). Wie oben gezeigt, entfällt diese Eindeutigkeit im Skype-Chat.

Dies verpasst nun dem digitalen unbehaglichen Schweigen einen sehr ungemütlichen Beigeschmack, ist es doch als rhetorisches Mittel noch sinistrer einsetzbar: man lässt den anderen hängen, zappeln, um falls notwendig ein frohgelocktes "war nur ein Bier hohlen" hinterherzuschieben.

Die Menschzweinullwelt ist keine einfache.

Menschzweinullmusik



Es dauert nicht mehr lang...

To boldly go where no menschzweinull has gone before


Das Reisen bildet sehr; es entwöhnt von allen Vorurteilen des Volkes, des Glaubens, der Familie, der Erziehung. Es gibt den humanen duldsamen Sinn, den allgemeinen Charakter. Wer dagegen nichts sah, was ihn in der Sphäre, worin er lebt, umgibt, hält leicht alles für notwendig und einzig in der Welt, weil es in seiner Heimat dafür gilt.

Immanuel Kant

30 Jahre Emanzipation in a nutshell





"Für Männer ist es Lila, für Frauen Pink"

(gestern beim Klettern)

Montag, 15. September 2008

Wir warten aufs Christkind

was dem angehenden Mensch2.0 unbedingt fehlt:

"Der Internet-Telefonie-Anbieter Skype will offenbar seine Software auf das iPhone portieren. "Stay tuned", d. h. man solle gespannt sein, antwortete der Skype-CEO Josh Silverman auf die Frage der Web-Site GigaOM, ob für die Zukunft mit einem Skype-Client für das Apple-Smartphone gerechnet werden könne. Weitere Angaben machte Silverman zu seiner Aussage nicht. Er betonte jedoch, dass es seinem Unternehmen sehr wichtig sei, auf allen mobilen Geräten vertreten zu sein. Skype für Windows Mobile-Handhelds sei ein enormer Erfolg. Man habe bisher sieben Millionen Downloads für diese Version gezählt und dies ohne größere Marketing-Anstrengungen, so Silverman. Allerdings werden VoIP-Anwendungen von einigen iPhone-Vertragspartnern, wie etwa T-Mobile, in den Tarifbedingungen ausgeschlossen."

Quelle

Finden Sie den Fehler #2



Testbericht wie ihn sich die FHM vorstellt.
Und ja, es funktioniert.

Finden Sie den Fehler #1

Freitag, 12. September 2008

Heute schon...

... mit Dir selbst geskypt?



Sehr meditativ, sollte jeder mal ausprobieren. Ich hatte diese beglückende Erfahrung gerade eben mit Herrn Sylencer, der mangelnde Konversationsformen beklagt. Wie auch immer, es wurde dann etwas einseitig, und James Joyce kommen die Tränen:

[14:42:43] M2.0: sich hinter Form verstecken anstatt über Inhalte zu reden - das haben wir gerne
[14:43:03] M2.0: Ich glaube im übrigen das Tobias auf dem Holzwege ist
[14:43:35] M2.0: Kommentare sind die neuen Counterzähler
[14:43:58] M2.0: einer von zehn transportiert relevante Inhalte
[14:44:16] M2.0: und die relevanten Inhalte sollte man lieger gleich in sein eigenes Blog posten
[14:44:49] M2.0: der Rest ist doch abgeschmackte Eitelkeit nach dem Muster
[14:44:54] M2.0: nenn du mich Schiller
[14:44:58] M2.0: nenn ich dich Goethe
[14:45:32] M2.0: direkte Interaktionsformen wie "wo steht dieser Bahnhof" mal ausgenommen
[14:48:18] M2.0: "Ohne Kommentare macht bloggen wenig Spass."
[14:48:23] M2.0: ich denke hier liegt das Problem
[14:48:54] M2.0: will man eine anrchistische Form des Online-Journalismus betreiben
[14:49:24] M2.0: oder lieber einen "hach sind wir lustig und kreativ" Zirkel der immergleichen Leute
[14:49:59] M2.0: mach Spaß so ein Skype Monolog
[14:50:11] M2.0: ganz eigene Kunstform scheint mir :)
[14:50:20] M2.0: werde ich jetzt öfters machen

Dienstag, 9. September 2008

Blogs am Pranger: Putting shame WHERE IT BELONGS

So, jetzt ist es Zeit für die unangenehme Wahrheit. Hier und heute wird verkündet, wer gegen den wahren Spirit der Blogosphäre verstößt, und wer sich zu den Guten zählen darf.

zunächst aber Asche auf mein Haupt: Meine letzte Verurteilung war voreilig. In der Tat liefern Wordpress-Blogs, etwa von Wicked Bitch, saubere RSS Fullfeeds aus.

Da sich diese lange Zeit nicht lesen konnte, hatte zwei Gründe:

1) der in Firefox integrierte RSS Reader kappt fast ALLE Feeds. Böser Firefox. Mir ist alerdings nach wie vor unerklärlich, warum blogger Feeds nicht beschnitten werden.
2) der von mir für das Jesus-Phone genutzte News Aggregator NewsGator ist per Preset so konfiguriert das er Feeds beschneidet, dies lässt sich aber in den Settings abschalten. Dummer NewsGator.

Keine Schuld trifft die göttlichen Pipes.
Hier nun also die Auflistung alles Blogs, die vernünftigerweise Full-Feeds ausliefern:

  • http://menschzweinull.blogspot.com/feeds/posts/default
  • http://wortkomplex.wordpress.com/feed/
  • http://wickedbitch.wordpress.com/feed/atom/
  • http://blog.ckater.de/feed/
  • http://www.blog.de/srv/xml/xmlfeed.php?blog=548246&mode=atom0.3
  • http://nordworte.blogspot.com/feeds/posts/default
Ich entschuldige mich für mene Vorverurteilungen und degradiere mich konsequenterweise auf de Status Menschzweinullbeta.

UM SO SCHÄNDLICHER jedoch, das es eben doch zwei Strolche gibt, die die Blogosphäre und ihre Leser mit Füßen treten, und die kommen jetzt an den

Pranger:
  • http://silencer137.wordpress.com/feed/
  • feed://www.uniwave.de/log/feed/
Dieser Pranger wird ab jetzt meine Seitenleiste zieren, und die Strolche kommen da erst dann wieder los wenn sie Reue und MEDIENKOMPETENZ zeigen.

Sonntag, 7. September 2008

Hey, ihr ganzen selbstgefälligen Wordpress Blogger,

es muss einfach mal klar und deutlich gesagt werden: Ihr sitzt GANZ WEIT HINTEN IM BUS!
Stolpere ich doch bei der Lektüre meines Zweitlieblingsblogs auf ein weiteres hübsches Exemplar.

Soweit, so gut.
Da ich mittlerweile immerhin 10 Blogs im Auge behalten muss, tue ich dies mit einer der allerbesten mensch2.0tools die es gibt, und destilliere damit alle relevanten Neuigkeiten zu einem hübschen RSS-Feed zusammen



den ich auf meinem iPhone schnell und bequem lesen kann, ohne mit überfrachteten Seiten rumfuchteln zu müssen. In zwei Minuten bin ich auf dem Stand was sich in der Blogosphäre so tut, on- wie offline.

Aber ach. Wie sehen da die Postings meiner ach so sebstverliebten Worpress-BloggerInnen aus:



Was kann eine Frau jetzt besser? Kochen? Bier ausschütten? FHM lesen? Wiesel foltern?
Die Spannung zerreißt mich! Ich werde es nie erfahren! Aber der Wahnsinn hat ja Methode. Wo man auch hinsieht, überall nur kastrierte Feeds.

Wie man es besser macht, lernt man - wie könnte es anders sein - hier bei Eurem Mensch2. 100% Inhalt, sogar mit Bildern, keine

HEY DAS HIER IST EIN SPANNENDER BEITRAG ABER ICH LASSE DICH NUR ZWEI ZEILEN LESEN

Deppenkultur.
Also, meine lieben WordpressfreundInnen, installiert mal eines Eurer ach so flexiblen Plugins und bewegt Eure trägen Blogs in das 21. Jahrhundert.

Danke.

Dienstag, 2. September 2008

OMG - einer dieser Tage nach denen nichts mehr so sein wird wie früher

Es gibt derzeit zwei Firmen, die regelmäßig Entwicklungen herausbringen die uns dem Status eines performanten Mensch 2.0 näher bringen: Apple und Google.
Nachdem es um Google monatelang recht still war, heute der big bang:



Gut, Google wird einen Browser herausbringen - big deal. Das wurde seit Jahren vermutet.
Aber: berühmt werden wird dieser Comic, im Umfang von satten 38 Seiten.

Der von Google beauftragte Autor dieses Comics ist kein unbekannter: Scott McCloud. Dieser Herr - auf den mich erst Herr Silencer stoßen musste - hat eines der Standardwerke über Comckultur und -theorie verfasst:



in dem er selbstreferenziell die nicht bestehenden Grenzen des Mediums "comic" auslotet. Ein großer Lesespaß, gehört auf jede MuK1 Leseliste.

Nun bricht er selbst eine weitere Grenze ein: die hin zur Dokumentation technischer Zusammenhänge. Hier muss man Google einfach uneingeschränkt Respekt zollen: zu erkennen das jemand, der es schafft einen medienwissenschaftlichen Comic zu schreiben, auch eine Tech-PR Anleitung schreiben kann - faszinierend, die verdienen nicht umsonst so viel Geld.

Und wenn ma den Comic nun liest, VERSTEHT man wirklich, worum es bei Chrome gehen soll - hat irgendjemand einen ähnlichen "Aha" Effekt bei der Firefox 3 Release oder gar der des IE7 gehabt? Oder bei Vista? Oder bei Leopard?

Und hier kommen wir zum big scheme: das wird Nachahmer finden. Weil: es funktioniert. Dies wird die Art, wie wir Comics im Alltag wahrnehmen, einmal mehr verändern.
Leider immer noch nicht in die Richtung, die ihm eigentlich gebührt - Kunst.